Anfang des Jahres 2015 machte ich meinen Schiedsrichterschein und bin seither in unterschiedlichsten Ligen als Schiedsrichter und Assistent unterwegs. Ende 2015 beendete ich meine aktive Fußballerkarriere, um noch mehr Zeit zum Pfeifen zu haben.
Mein allererstes Spiel leitete ich ganz überraschend kurz nachdem ich meinen Schein gemacht hatte: Als bei einem Spiel meiner SG Hüllstede der Schiedsrichter nicht erschien und auf die Schnelle auch kein Ersatz gefunden werden konnte, sprang ich ein. Alle waren froh und so war dieses Spiel ein sehr dankbarer Einstieg, der trotzdem sehr lehrreich für mich war und mich motivierte, weitere Spiele zu pfeifen.
In der folgenden Zeit wurde ich vorrangig als Assistent in der Kreisliga und bald auch in der Bezirksliga bei meinem Mentor Eike Decker angesetzt, der mir viele nützliche Tipps gab und mir die Freude an diesem Hobby vorlebte. Diese Freude ist Grundvoraussetzung dafür, um über die Schattenseiten des Schiedsrichterseins hinwegsehen zu können. Nach einigen Monaten wurde ich dann auch im Jugendbereich als Schiedsrichter eingesetzt und konnte so erste Erfahrungen auf dem Platz sammeln.
Nun übe ich dieses Hobby schon seit über einem Jahr aus und wurde vor kurzem für die ersten Herrenspiele als Schiedsrichter angesetzt. Doch am 08. Mai 2016 kam es zum bisherigen Höhepunkt meiner Schiedsrichterkarriere: mein erster Einsatz in einem Landesligaspiel (sechsthöchste Liga in Deutschland).
Ammerlands Vorzeigeschiedsrichter André Gantschnig hatte kurz zuvor die Prüfung zur Landesliga bestanden und setzte Eike und mich als Assistenten an, was für mich eine große Ehre war. Zusammen fuhren wir nach Wilhelmshaven zum Spiel zwischen SV Wilhelmshaven und SV Holthausen-Biene. Das Heimteam, das vor zwei Jahren noch in der Regionalliga spielte, trägt seine Heimspiele im Jadestadion aus, in dem 7.500 Zuschauer Platz finden. Schon bei der Anfahrt zum Stadion kam ich aus dem Staunen nicht heraus und meine Euphorie gipfelte mit dem Betreten des Rasens im Stadion in einem Gänsehaut-Moment. Es fühlte sich ein wenig wie 2. Bundesliga an, die Atmosphäre auf dem Platz war überragend. Gleich würde ich hier als Assistent ein Spiel in diesem tollen Stadion leiten, die Vorfreude war gigantisch. Gleichzeitig stieg aber auch die Anspannung und mir wurde bewusst, dass ein hoher Druck auf mir lasten würde, denn die erhöhte Professionalität der Landesliga war sofort zu spüren. Während sich die Teams und wir uns warm machten, wurden unsere Namen unter Nennung der Vereinsnamen verlesen. Die Ränge füllten sich langsam und mit Spielbeginn war ich trotz des Druckes auf der höchsten Konzentrationsstufe und vollkommen fokussiert auf das Spiel. Die Auswärtsmannschaft aus Holthausen konnte das ansehnliche Spiel mit 3:1 für sich entscheiden und stieß damit den SV Wilhelmshaven weiter in den Abstiegskampf. Dieser Einsatz war eine großartige Erfahrung für mich und trug weiter zu meiner Entwicklung als Schiedsrichter bei. Wie bei jedem anderen Spiel gab es auch hier strittige Szenen und die üblichen Unmutsäußerungen seitens der Zuschauer. Trotzdem bot dieses Spiel eine Sonderheit: zur Halbzeitpause und nach dem Spielende wurden wir von zwei Mitarbeitern einer Sicherheitsfirma vom Platz bis hin zur Kabine begleitet, was die gesteigerte Bedeutung eines solchen Spiels nochmals unterstrich. Nachdem Spiel analysierten wir in der Kabine wie nach jedem Einsatz unsere Leistung und kamen zu einem positiven Fazit. Auch in Zukunft wollen wir weiterhin zusammen als Gespann arbeiten und so freue ich mich auf weitere Einsätze in der Landesliga, bei denen ich weiterhin mit Stolz die Fahne der SG Hüllstede hochhalten werde.
Ich liebe es, Schiedsrichter zu sein und möchte auf diesem Wege junge und natürlich auch ältere Fußballer dafür zu begeistern, ebenfalls Schiedsrichter zu werden. Es ist nie zu spät dafür, ich selbst habe erst mit 26 Jahren begonnen und habe mich seitdem als Mensch weiterentwickelt. Als Schiedsrichter reift man in seiner Persönlichkeit, lernt das Spiel und Entscheidungen von anderen Schiedsrichtern besser zu verstehen, lernt viele neue Leute kennen und erlebt zudem tollen Fußball in höheren Ligen hautnah. Ganz nebenbei verdient man sich ein nettes Taschengeld und hat freien Eintritt in alle Stadien, um Bundesligaspiele zu schauen. Wer nun Lust bekommen hat oder Fragen stellen möchte, der kann sich gerne mit mir in Verbindung setzen. Ich würde mich freuen.